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Tag 17 - Der 3000er

Montag (6.8.07)

Frara (Groednerjoch) -> Pisciaduhuette -> Rifugio Boe
On the way of devils road
AAAh - endlich mal wieder gut geschlafen. Alle Mitschlaefer waren genau so, wie man sie sich wuenscht. Ruhig und in der Frueh schnell weg. Wegen dem Liter vino vom vorherigen Abend (Eigentlich war es etwas mehr), wurde spontan der Daemmerzustand auf kurz vor 9 verlaengert. Um 9 Uhr gab es naemlich kein Fruehstueck mehr. Dieses war auch prima. Von allem gab es genug. Nur keine Eier! Ich brauch mehr Eier! Die "Luxus" Fruehstuecke unterscheiden sich immer durch Eier, die es dazu gibt. Gut gestaerkt wurde der Klettersteig in Angriff genommen, der uns am Abend vorher als Alternative hoch zur Pisciaduhuette empfohlen wurde. Beim Einstieg angekommen trafen wir auf einen Schwall weiterer Klettersteiginteressierter, langsam kamen wir dann in der Schlange voran.
Klettersteig hoch zur Pisciadu Huette
Aber definitiv zu langsam. Bald stellte ich fest, dass so ein daemlicher alter Sack das Voranschreiten blockierte, der alles ausser geeignet fuer einen Klettersteig war. Vor ihm klaffte eine riessige Menschenluecke und hinter ihm warteten alle. Dieser bloede Penner hatte nicht mal den Anstand, an einer geeigneten Stelle die anderen vorbei zu lassen. 2 Kletterer ueberholten dann alle. Ohne Sicherungsseil kletterten diese wie Spinnen einfach hoch. An irgendeinem Punkt verliessen dann dem Alten Penner die Kraefte und er wollte umkehren!!! Ging natuerlich nicht mehr, weil ein Haufen anderer Leute im Klettersteig hingen. Zum Glueck gab es mitten im Klettersteig eine Alternativabzweigung ohne Klettersteig, auf den der Alte noch gerade 10 Meter unter ihm kraxeln konnte. Dann ging es auch schneller voran und ich erreichte bald die 5 Meter lange "Haengebruecke", die ich mit den Worten "weg weg weg" an die Person am anderen Ende ueberquerte (Hoehenangst... :-) ). Nach 3 bis 4 Stunden war dann der Klettersteig geschafft. Eigentlich sollte man ohne Staus den Klettersteig in ca. 1,5 Stunden schaffen. Es war immerhin der erste Klettersteig bei dem ich mir dachte, dass sich der Kauf des Klettersteigsets rentiert hat.

Boe Huette
Der Rest zur Pisciaduhuette war dann ein Spaziergang und die lustigen Leute von der Schlueterhuette "warteten schon auf uns". Damit war der Abend auch wieder "gerettet", da sie wieder mit uns auf der gleichen Huette uebernachteten. Nach einer kraeftigenden Speckknoedelsuppe und den ueblichen Getraenken ging's weiter auf dem "way of the beast" 666! YEAH! Mit diesem startete bereits der Tag und gab mir die Staerke fuer die heutige Tour ;-). Also weiter auf 666 zur Boe Huette, wo sich nach den ersten paar Hoehenmetern eine Mond aehnliche Landschaft zeigte - wie in einem schlechten SciFi Film. Schon seit Tagen lag immer wieder Muell auf dem Weg. Warum kann man seine scheiss Bierdose, sein Bonbonpapier oder das Taschentuch nicht wieder mit herunternehmen? Ist das zu schwer? Das versaut einem die gute Laune. Kurz vor dem Zwischenkofel gab es dann die Variante ueber diesen oder aussen herum. Natuerlich lief ich aussen herum, bis ich zu einem Stahlseil gelangte mit einem roten Schildchen mit Zeichnungen von Karabinern, die das Stahlseil umfassten. Aber das Ganze sah zu sehr nach Autobahn aus und so war es auch. Nach 3 Minuten hoerte das Stahlseil auf und bald sah ich auch das Endziel fuer heute - die Boe Huette.

Das Haus an der Spitze der Boe mit dem Telefonspiegel
Dort angekommen raeumte ich alles unnoetige aus meinem Rucksack um die Piz Boe zu erstuermen. Meinen ersten 3000er, da der vorherige Versuch beim Saeuleck wg. schlechtem Wetter scheiterte. Lt. Wirtin sollte der Aufstieg 45 Minuten dauern. Den wollte ich in 30 Minuten schaffen. Mittlerweile sollte ich auch die Kondition dazu haben, trotz 3000 Meter ueber dem Meer und der dadurch etwas duenneren Luft. 20 Hoehenmeter vor der Spitze schaute ich dann auf die Stoppuhr. Nur noch 1 Minute!!! Sofort setzte ich zum Spurt an und schaffte so die gesamte Strecke in 30 Minuten. Gut, kein Vergleich zu richtigen Berglaeufern, aber mein persoenlicher Rekord :-). Auf der Spitze war auch alles geboten: Schlafplatz (Mein Nachtlager war aber in der Huette darunter), Bier, Souveniers. Das einzige, was ich brauchte war ein Radler. Ja, mehr wollte ich da oben auch nicht und so lief ich wieder herunter. Beim Aufstieg fand ich schon Gefallen an einem Geroellabschnitt mit passender Koernung :-). Als ich beim Abstieg dort ankam, ging's dann wieder los! Geroellhaldensurfen! Jippie!!! Aber nur 20 Meter :-(. Weiter fand ich auch nichts mehr zum surfen :-(. Zurueck in der Huette goennte ich mir das Bergsteigeressen. Man muss wirklich weg vom "Tal" (In den Dolomiten sind 2000 Hoehenmeter das Tal), um ein gescheites Essen zu bekommen: Spaghetti Pomodoro, 2 Wuerstel und Paprika Gemuese. Hat prima geschmeckt, ich war satt und das rechtfertigte auch den hohen Preis. Immerhin sind wir hier auf 2873 Hoehenmetern. Fuer das heutige Lager habe ich auch meine Ohrstoepsel dabei, um hoffentlich wieder eine so erholsame Nacht wie am Tag zuvor zu bekommen.

Die kleine Figur an der Boe Spitze
Die geilen Toiletten
Der Wein beamt mich hier oben schon wieder gewaltig weg. Man ist hier wirklich gezwungen Wein zu trinken, da es das billigste ist, das auch den Durst saettigt. Wie erwartet wurde der Abend mit den 3 Koelnern wieder richtig lustig. Kurz vor Huettenruhe konnten wir auch noch einen vino bestellen. Natuerlich war der nur dazu da, dass ich besser schlafen konnte ;-). Im Lager wurden wieder ein paar Baeume gefaellt, wobei sich ein Italiener immer tierisch aufregte, wenn ein anderer zu schnarchen anfing. Richtig lustig, wenn sich jemand aufregt, weil er anscheinend noch nie auf Huetten gepennt hat. Bis auf wenige Ausnahmen ist da immer ein Schnarcher dabei. Ich packte meine neuerworbenen Ohropacks aus und schlummerte zufrieden ein :-).